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Der aktuelle weltweite Drogenkrieg hat sich in eine immer destruktivere Spirale verwandelt. Die Prinzipien, auf die sich die Drogenprohibition beruft, haben sich als ein politisches und humanitäres Fiasko erwiesen.
Der Versuch, eine Welt ohne Drogen durch die Reduzierung des Angebots illegaler Drogen und die Abstinenz durch staatliche Gewalt zu erzwingen, geht an den Realitäten der einzelnen Kontinente und Regionen vorbei. Er fördert antidemokratische, autoritäre Strukturen und stärkt den ökonomischen Einfluss der organisierten Kriminalität. Der globale Drogenkrieg führt zu systematischen Menschenrechtsverletzungen, Korruption, massiv wachsenden Gefangenenquoten und juristischen Verfahren. Außerdem erhöht er die sozialen und gesundheitlichen Risiken, sowie die Morbiditätsrate bei Menschen, die illegalisierte Drogen benutzen.
Die Prohibition ist ein politischer Irrweg und führt zu einer tödlichen Ideologie.
Mit Angst- und Terrorverbreitung eskaliert der Drogenkrieg im Norddreieck Zentralamerikas und dem Asiatischen Südosten. In anderen Regionen wiederum wird der medizinische und psychotherapeutische Einsatz illegalisierter Stoffe, sowie die Entkriminalisierung von drogengebrauchenden Menschen umgesetzt. Dies vertieft die Ungereimtheiten einer auf Prohibition basierenden Politik.
Es ist erwiesen, dass die Anstrengungen der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft durch politisches Engagement und öffentliches Auftreten wichtige Beiträge leisten. Nur so können drogengebrauchende Menschen eine bessere Lebensqualität erreichen. Gleichzeitig ist es möglich, Menschen bei problematischem Konsum, den Zugang zu einer lebensnahen, rechtlich abgesicherten Drogenhilfe zu eröffnen. Eine moralische Disqualifizierung und Strafverfolgung von abhängig gewordenen Menschen wird der Problematik nicht gerecht und kann den stattfindenden Krieg nicht beenden.
Aus diesen Gründen und angesichts der Millionen Menschen, die unter den Konsequenzen des Drogenkrieges leiden müssen, richten wir
als ChristInnen, MenschenrechtsverteidigerInnen, AktivistInnen, FreidenkerInnen und Menschen die Drogen konsumieren oder auch nicht, diese Aufforderung an:
• die Vereinten Nationen,
• das Büro der UNO für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC),
• an die Suchtstoffkommission CND,
• die EU,
• die Organisation der Amerikanischen Staaten OEA und ihre Interamerikanische Drogenmissbrauchskommission CICAD,
• die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten CELAC,
• an die nationale Politik,
• an Kirchen, Gemeinschaften und Hilfsverbände:
Bitte sehen Sie ein, dass es höchste Zeit ist, den Drogenkrieg zu beenden!
Wir stehen hinter dem konziliaren Prozess für “Frieden – Gerechtigkeit – Bewahrung der Schöpfung”. Wir fordern religiöse Organisationen, christliche Gruppen, Kirchengemeinden, Hilfsverbände und Privatpersonen auf, sich aktiv für ein Ende des Drogenkrieges einzusetzen.
Wir rufen dazu auf:
• die notwendige Zusammenarbeit bei der tatsächlichen Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Geldwäsche zu vertiefen.
• Alternativen zu Prohibition und Repression zu entwickeln und zu fördern.
• eine lebensnahe Prävention zu etablieren.
• Hilfe bei der Entwicklung von Schadensminderungsstrategien für drogengebrauchende Menschen bereitzustellen.
• der Zivilgesellschaft mehr Bedeutung bei der Besetzung von Plätzen im Post-UNGASS-Prozess einzuräumen.
• internationale Kampagnen zu finanzieren, die Informationen über die lokale und internationale Drogenpolitik vermitteln und zur Vorbeugung von Drogenmissbrauch beitragen. Diese Kampagnen müssen wissenschaftlich fundiert und frei von Vorurteilen gegenüber psychotropen Substanzen und drogengebrauchenden Menschen sein.
• die Privatsphäre und Selbstbestimmung der Menschen, die Drogen benutzen, zu respektieren.
Die unterzeichnenden Organisationen, Gruppen und Personen unterstützen eine Reform der aktuellen Drogenpolitik. Ihr Ziel ist ein Weg, der sich auf soziale und gesundheitliche Aspekte stützt. Als Grundlage der Drogenpolitik müssen die Normen der Menschenrechte gelten. Diese Reform muss sich darauf konzentrieren, die negativen Konsequenzen der aktuellen Drogenpolitik zu mindern. Der Schwerpunkt muss sein, den Missbrauch des Konsums jeglicher psychoaktiver Stoffe vorzubeugen und den kriminellen, globalen Drogengroßhandel zu bekämpfen.
In Vielfalt geeint, im Einklang mit der Gerechtigkeit und der Liebe, die uns bewegt, bekräftigen wir:
„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ (Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam)
Wir fügen hinzu:
Auch Drogenkrieg soll nach Gottes Willen nicht sein!
Wir fordern:
Beendet den weltweiten Drogenkrieg!
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