8. / 9. Mai 2009, Veranstaltungsort: Universität Bremen
Eine Tagung des Arbeitskreises Junger Kriminologen in Kooperation mit dem Schildower Kreis
Von Drogenprohibition, von der damit verbundenen Repression und deren negativen Folgen für Individuum und Gesellschaft, ist in den Massenmedien, aber auch in der Fachöffentlichkeit seit einiger Zeit kaum noch die Rede. Vielmehr wird die Legitimation von Drogenverboten heute hauptsächlich im Kontext von Überlegungen zur Rechtmäßigkeit und Ausgestaltung von Rauchverboten diskutiert. Sollte KriminologInnen dies freuen? Einerseits ja, denn es gibt kaum noch mediale Dramatisierungen neuer Konsumphänomene, obwohl dies auch heute selbstverständlich immer wieder versucht wird (z.B. mit Crack, Subutex und nun Methamphetamin). Andererseits nein, denn es lässt sich kaum von einer Entspannung seitens der Verfolgung und Verachtung illegaler Substanzen, ihrer Konsumenten und Händler sprechen: Auf nationaler Ebene ist zu beobachten, dass Cannabiskonsumenten und -verkäufer abseits der großen medialen Aufmerksamkeit wesentlich repressiveren Kontrollen unterworfen sind als noch vor einigen Jahren, z.B. nach Beschlagnahmungen von Headshop-Kundendatenbanken. Alternative Kontrollformen (jenseits des Strafrechts) werden in Anschlag gebracht, und für die neueren Strafverschärfungen (aktuell Methamphetamin) bedarf es nicht einmal mehr einer Skandalisierung.
Auf internationaler Ebene hat die UNO angesichts von 100 Jahren Drogenkontrolle gerade eine positive Jubiläumsbilanz gezogen. Bereits ein Jahr vor der Evaluationskonferenz in 2008 lag jedoch schon die Strategie für die nächsten Jahre fest, welche die simple Fortführung der Bekämpfungsmaßnahmen vorsieht. Auch die Wahrung der Menschenrechte lässt sich auf internationaler Ebene bei der Drogenkontrolle noch immer nicht durchsetzen, wie die Ablehnung der Human Rights Resolution während der Tagung der Commission on Narcotic Drugs vom März d. Jahres zeigt.
Wie also lässt sich die stille repressive Situation im Umgang mit illegalen Drogen sowie die Rezeption dieses Umgangs charakterisieren?
Das AJK Symposium möchte sich auf einer theoretisch- (und gerne auch empirisch-) kriminologischen Ebene wieder der Frage widmen, welche drogenpolitischen Entwicklungen sich zur Zeit vollziehen und wie diese in kriminologische Kontrolldiagnosen eingebettet werden können.
Zu folgenden Themenschwerpunkten werden Beiträge erbeten:
- Neue (?) Kontrollformen gegenwärtiger Drogenpolitik
- Bedeutung und Konsequenzen international(isiert)er Kontrolle
- Symbolische Drogenpolitik analytisches Relikt?
- Akzeptanz und Widerstand von Konsumenten(bewegungen)
Beiträge von Nachwuchswissenschaftlerinnen sind ebenso erwünscht wie von Kriminologen/innen, die sich bisher noch nicht mit drogenpolitischen Themen auseinandergesetzt haben, dies aber im Rahmen einer theoretischen Kontextualisierung bzw. Charakterisierung versuchen.
Bitte reichen Sie Ihren Vortragstitel und Abstract mit max. 2000 Zeichen bis zum 15. Dez. 2008 bei folgender E-Mailadr. ein: bettina.paul@uni-hamburg.de
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